Nicht nur Grusel-Ort: Burg Frankenstein

(Aus dem Englischen übersetzt)

Im Jahr 1818 forderte der englische Dichter Lord Byron seine Besucher am Genfer See heraus, eine Geschichte über das Übernatürliche zu schreiben. Mary Shelley hörte aufmerksam zu und stimmte zu, an dem Schreibwettbewerb teilzunehmen, denn im Jahr 1816 hatte ihre Stiefmutter, Mary Jane Clairmont, ihr erschreckendes Schauermärchen über ihren Besuch auf Burg Frankenstein erzählt, die sich auf einem bewaldeten Hügel etwa fünf Kilometer südlich von Darmstadt, Deutschland, befindet. (Ich kann die Burg von meinem Wohnort aus sehen.)

Clairmont berichtete Mary Shelley von dem abscheulichsten Bewohner der Burg, einem exzentrischen Arzt namens Johann Conrad Dippel. Es wurde behauptet, dass Dippel unermüdlich versuchte, eine Kreatur aus Körperteilen, makellosem, jungfräulichem Blut und durch okkulte Riten zum Leben zu erwecken. Darüber hinaus soll Dippel in einem alchemistischen Labor innerhalb des Burggefängnisses versucht haben, Gold für den nahezu bankrotten Landgrafen von Hessen-Darmstadt herzustellen.

Als Clairmont das Burggelände besuchte, befand es sich in einem heruntergekommenen, unbewohnbaren Zustand. Die Burg steht dort seit 1252 und war bis 1662 dokumentiertes Eigentum des von-Frankenstein-Geschlechts. Im Laufe der Zeit diente die Burg als Militärgefängnis, dann als Erholungsstätte für kriegsversehrte Soldaten. Nach 1742 war die Burg dem Verfall und dem Vergessen preisgegeben.

Mit dem Beginn der Romantik wurde die Burg von den Anhängern dieser künstlerischen Bewegung wiederentdeckt. Die ersten Renovierungsarbeiten begannen 1835, doch einige Gebäude wurden nie vollständig restauriert. Dennoch sind einige Teile der Burg zugänglich, wie der imposante Burgturm, der eine prächtige Aussicht auf die Rhein-Ebene bietet. Der wiederaufgebaute Wohnturm grenzt an das Burgtor, und die polygonale Steinringmauer bildete einst eine robuste Verteidigungsanlage.

Das kleine Kapellengebäude ist das am besten erhaltene Bauwerk der Burg. In der Kapelle befindet sich ein Grabmal aus weißem Marmor, italienischem Alabaster und rotem Sandstein, das eine lebensgroße Darstellung von Philipp Ludwig von Frankenstein zeigt. Dieses einzige erhaltene Grabmal aus dem 17. Jahrhundert beinhaltet auch eine Illustration der Taufe Jesu im Jordan. 

Von 1972 bis 2024 diente die Burg Frankenstein als Veranstaltungsort für das jährliche Halloween-Festival, welches, wie man hört, nichts für leicht schreckhafte oder ängstliche Besucher war. Auf einer Fläche von 3.000 Quadratmetern gab es mehrere sogenannte Schreckenszonen, in denen Monster, Zombies und bizarre Gestalten die Besucher dazu einluden, sich dem Motto „Angst beginnt hier“ hinzugeben.

Zum Schluss sei erwähnt: Mary Shelley gewann den zuvor erwähnten Schreibwettbewerb, und Johann Conrad Dippels Exzentrik wurde auf die fiktive Figur Victor von Frankenstein übertragen – jenen Studenten, dessen Experimente in einer meisterhaft geschriebenen Novelle mit dem Titel *Frankenstein oder Der moderne Prometheus* für die Ewigkeit festgehalten sind.


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